berlin, 17.7.1997

Lieber Jochen [Stankowski],

anbei die hilfreichen Materialien retour und ein kleines bescheidenes Heft als out‑put der Praxis-Studentinnen. In der Theorie sind wir bis hin zu den Farben der Steine vorgedrungen, was nicht schlecht war.
Oft wurde ich gefragt nach Anton Stankowski, weil die Studenten im Parallelseminar darüber arbeiteten. Könnte also sein, daß Dich mal eine Studentin deswegen antelefoniert.
3 Tage Kassel, 4 Tage Berlin wöchentlich plus Verlagsarbeit war ziemlich Energie raubend, aber ich habe viel gelernt. Meine Arbeit an der Kassler Kunsthochschule ist für das Wintersemester verlängert worden, dann behandele ich das Thema POP.
Die Love-Parade in Berlin war ein Ereignis. Eine Million Menschen tanzend unter freiem Himmel. Der Fliesenleger neben der Disco-Queen: friedlich, fröhlich, ausgelassen. “Unser” WESTBAM (von dem wir ja ein Buch im Frühjahr publiziert haben) legte zum Abschluss der Veranstaltung an der Siegessäule die Musik auf. Spät nachts, gegen 5 h, schleifte er mich dann auf die Bühne zum Tanzen vor 2000 Ravern.
Was für ein Erlebnis! Bin dann aber auch nach 12 Stunden Bewegung und Tanzen wie ein Seemann nach Hause gewankt.
Jetzt ist Vorbereitungszeit auf die Buchmesse, aber zwischendrin geht’s für 14 Tage (1.-15. August) zum Entspannen an den Strand von Goa, Indien. Und natürlich halte ich dort Ausschau nach guten Farbmalkästen, die sind nämlich besonders leuchtend.
Nochmals Dank für die Hilfe
Hoffe mal wieder von Dir zu hören
herzlich
Deine Heidi

Skizzen – Linien zu Formen, April 1988